One Million by Uli Aigner in Lößnitz


Seit 19. August 2023 sind auch wir Teil des Purple Path, der die verschiedenen Kommunen der Kulturhauptstadtregion Chemnitz 2025 miteinander verbindet.
Mit den Arbeiten von renommierten internationalen, nationalen sowie sächsischen Künstler:innen entsteht mit dem Kunst- und Skulpturenweg PURPLE PATH eine einzigartige Ausstellung im öffentlichen Raum, die Chemnitz und die 38 umliegenden Städte und Gemeinden miteinander verbindet. Es ist das größte Projekt der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 – und in die Region hinein.
Die Installationen und Skulpturen stehen an bedeutenden Orten und erzählen von Menschen, Handwerk und Industrie. Sie laden Besucher und Besucherinnen ein, diese Geschichte(n) zu entdecken. „Alles kommt vom Berg“ lautet das Narrativ des Kunst- und Skulpturenwegs PURPLE PATH, 850 Jahre Bergbau haben die Landschaften um Chemnitz – das Erzgebirge, Mittelsachsen, das Zwickauer Land – tief geprägt. Der Abbau von Silber, Zinn, Kobalt, Eisen, Kaolin und Uran hat das Leben bestimmt. Seit 2019 ist die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří UNESCO-Welterbe. Doch nicht nur in den Bergbaustollen, sondern auch an der Oberfläche entfaltet sich ein bedeutendes kulturelles Erbe in der Region. Weltweit bekannt ist sie für ihre Kunsthandwerkstradition. Die Industrialisierung brachte eine Blütezeit von Kunst und Kultur, wovon hochkarätige Museen und eine beeindruckende Architektur zeugen.
Uli Aigner: “One Million – Item 3501” und “One Million – Item 3502”, vor der Alten Dampfbrauerei Schwartz
Das seit 2014 entwickelte Lebensprojekt One Million der 1965 in Österreich geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin Uli Aigner entsteht mit den Händen und durch die Rotation der Drehscheibe. In Kooperation und Kommunikation mit anderen schafft die Künstlerin, die nach einer Töpferlehre Produktdesign und Digitale Bildgestaltung studierte, unterschiedlichste Gefäße aus Porzellan, von winzig klein bis übermenschlich groß. Aigner ritzt in den feuchten Ton eine fortlaufende Nummer in jedes Exemplar der bisher rund 11.000 Items, brennt das Porzellan mit transparenter Glasur und verortet es in einem großen Ganzen. Auf einer Weltkarte, die auf der Website der Künstlerin zu sehen ist, sind ihre Standorte und wechselnden Provenienzen in einem globalen Archiv verzeichnet.
Die beiden monumentalen Teile der Serie mit den Nummern 3501 und 3502 entstanden 2019 in Zusammenarbeit mit den Töpferinnen und Töpfern im chinesischen Jingdezhen, der Welthauptstadt des Porzellans und einstigen kaiserlichen Produktionsstätte der legendären Ming-Dynastie. Das rund 400 Kilogramm schwere Item 3502 hielt den Kräften der Natur nicht stand und brach während des Herstellungsprozesses in sich zusammen. Das vermeintlich Zerbrochene wurde von Aigner neben dem ebenso vermeintlich Intakten in die Reihe der One Million als mögliche Existenzformen im Porzellan Code aufgenommen.
Räumlich folgt Lößnitz den Bergstädten Schneeberg und Bad Schlema. Wurde von der Erzgebirger Unternehmerfamilie Schnorr schon im 17. Jahrhundert in Schneeberg Kobalt gefördert, folgte ab 1708 die von ihr betriebene „St. Andreas Zeche Weiße Erde“ als Fundgrube für Kaolin, den Grundstoff des „Weißen Goldes“ Porzellan. Wurde bis dahin für die europäischen Herrscherhäuser feines chinesisches Porzellan importiert, konnte 1710 die erste Meissener Porzellan-Manufaktur eingerichtet werden. So lieferte das Erzgebirge die Hardware für das blau dekorierte, chinesischen Moden folgende Meissener Porzellan.
Aigner wählte Lößnitz als Ort für die Platzierung der in China geformten monumentalen Items 3051 und 3502 und schließt so einen Kreis.
Ulrike Pennewitz / Alexander Ochs
Auf der Weltkartezeigt Uli Aigner alle bisherigen Werke an ihrem aktuellen Standort.