Innerstädtischer Lehrpfad (4,5 km)
Der Innerstädtische Lehrpfad wurde 2009 vervollständigt und beschreibt mit Hilfe von 18 Lehrtafeln anschaulich
die historische Stadtgeschichte von Lößnitz.
Er besitzt eine Länge von insgesamt 4,52 km. Der Lehrweg ist sehr bequem - nur leichte An- und Abstiege - , auf gut begehbaren Stadtstraßen,-wegen und -gassen zu erwandern.
Dafür ist eine Gesamtgehzeit von mindestens 1 - 1,5 h einzuplanen.
Mehr Informationen zu den einzelnen Stationen/Lehrtafeln:
Unser Rundgang auf dem „Innerstädtischen Lehrpfad“ beginnt am Rathaus (Tafel 1), welches im 1. Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts erbaut wurde. Das prächtige Renaissanceportal entstand im Jahre 1601. Im Scheitel des Rundbogens befindet sich das Lößnitzer Stadtwappen. Im darüber liegenden Mittelfeld sind das Schönburgische und das Rhein- u. Wildgräfliche Wappen angeordnet. Die links und rechts in den Nischen stehenden Figuren symbolisieren Mutterliebe und Gerechtigkeit. Der bärtige Männerkopf im Giebeldreieck soll der Überlieferung nach ein Abbild des damaligen Bürgermeisters Wolf Bach darstellen.
Nur wenige Schritte davon entfernt stehen wir vor dem Gebäude des vormaligen königlich-sächsischen Amtsgerichts (Tafel 2) – dem heutigen Bürgerhaus. Das Gebäude mit seiner klassizistischen Fassade wurde im Jahre 1807 auf den Grundmauern des durch den Stadtbrand von 1806 vernichteten Vorgängerbaus errichtet. Die Stadt Lößnitz besaß die "Niedere Gerichtsbarkeit" - 1284 wurde erstmals ein Stadtrichter erwähnt.
Weiter gehen wir durch die Marktgasse zum „Communstolln“ (Tafel 3). Der Communstolln ist eine, erstmals im Jahre 1739 erwähnte Bergbauanlage. Er hat heute eine Länge von 300 Metern und wurde nach umfassenden Umbauarbeiten ab 1866 als Wasserstollen für die Trinkwasserversorgung der Stadt Lößnitz genutzt. Der Durchlauf betrug damals 200 Liter Wasser pro Minute. Mit der Fertigstellung der städtischen Trinkwasserleitung verlor der Stollen Ende des 19. Jahrhunderts seine Bedeutung.
Direkt daneben weist die Tafel 4 auf das Schnitzerheim als Domizil des ältesten Schnitz- und Bergvereins des Erzgebirges hin. Der im Jahre 1879 als "Bergverein" gegründete Verein ist einer der ältesten seiner Art im westlichen Erzgebirge und wurde durch seine künstlerisch gestalteten Weihnachtsberge bekannt. Der erste nachweisbare Bildschnitzer war Karl Friedrich Schorler (1755-1839). Die erste Schnitzschule des Erzgebirges wurde 1904 unter der Leitung von Ernst Büttner in Lößnitz gegründet.
Wenige Meter davon entfernt erreichen wir ein einmaliges Naturdenkmal – die Lindenallee (Tafel 5). Sie war einst die Zufahrtsstraße des Fürsten von Schönburg in ihre Hauptstadt Lößnitz.
(etwa 195 Bäume, gepflanzt ab etwa 1792 - größter Stammumfang: 4,0 m, größte Höhe: 27 m - Alleebreite: ca. 26 m, Alleelänge ca. 600 m - geschlossenes Kronenvolumen ca. 320.000 cbm - geschützt seit 24.11.1958)
Zurückgehend, vorbei an Schnitzerheim und „Communstolln“, erreichen wir vom Schneeberger Platz aus über die Oberalberodaer Straße ein Sühnekreuz (Tafel 6) - das letzte seiner Art in Lößnitz. Der Grund für die Errichtung dieses mittelalterlichen Sühnekreuzes mit dem eingemeißelten stilisierten Fleischerbeil ist nicht eindeutig bekannt. Die Auseinandersetzung zweier Fleischergesellen um ein Mädchen soll der Überlieferung nach Anlass zu einer Mordtat gewesen sein.
Von hier aus gehen wir in Richtung Stadtinneres und kommen an der Schneeberger Straße an die Tafel 7. Das Obere Tor wurde vermutlich im Zuge der Stadterweiterung zwischen 1350-1355 errichtet. Es war das größte und wichtigste der einstigen Stadttore. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es im Jahre 1429. Der von einem Torwächter bewohnte und mit einem hölzernen Wehrgang versehene, etwa 15-20 Meter hohe Turm war Bestandteil der Stadtbesfestigung und wurde als "Brandwache" genutzt. Die Mauerdicke betrug im Erdgeschoss etwa 2 Meter. Weiterhin gehörten zwei Torhäuser, sowie die über den Stadtgraben führende Zugbrücke zur Toranlage.
Unweit dieses Standortes, auf der Oesfeldstraße, werden wir auf ein historisches Gebäude (Tafel 8) aus dem Jahr 1754 mit einem einmaligen gusseisernen Eingangstor aus der Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts aufmerksam.
Weiter auf den Spuren des Lehrpfades, immer noch im historischen Stadtkern, kommen wir zum Bärenwinkel (Tafel 9). Der Name "Bärenwinkel" erinnert an eine überlieferte Begebenheit: Auf Drängen der Bürger verlieh der Meißener Burggraf Meinher III im Jahre 1284 der Stadt "Lesnitz" das sogenannte "Bärenprivileg". Der Inhalt besagte fortan "weder Adliger noch geistliche Personen" in der Stadt niederlassen durften. In dieser Urkunde wird Lößnitz erstmals als "Civitas" (voll entwickelte Stadt") bezeichnet.
Historische Haustüren (Tafel 10) sind eine Besonderheit der Lößnitzer Innenstadt. Die kunstvoll gefertigten Haustüren aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts mit klassizistischen Formen. Derartige Haustüren findet man an den Gebäuden Gerbergasse 13 und 15 und Marktplatz 2.
Nun gehen wir weiter in Richtung des Niederen oder Auer Tores (Tafel 11). Das Niedere oder Auer Tor entstand wie das Schneeberger Tor vermutlich im Zuge einer umfassenden Stadterweiterung zwischen 1350 und 1355. Ein vorgelagertes Torrondell diente als Bastion.
Unter dem Brunnenhaus (Tafel 12) befand sich der ehemalige Brunnenstolln. Der Brunnenstolln zählt zu den ältesten Lößnitzer Bergwerksanlagen im unmittelbaren Stadtbereich und besaß ein weit verzweigtes Gangsystem. Erstmals wir dieser Stolln 1382 erwähnt. Viele Jahre wurde ein ganz in der Nähe befindlicher Brunnen mit dem ausfließenden Bergwasser gespeist.
Zurückgehend auf der Rudolf-Weber-Straße biegen wir rechts auf den Niedergraben ein und kommen am Rösselturm vorbei (Tafel 13). Der Rösselturm ist eines der Wahrzeichen der Stadt Lößnitz. Der vermutlich im 14. Jahrhundert errichtete Wachturm ist heute noch in die Reste der alten Stadtmauer eingebunden. Der Turm selbst war mit einer helmförmigen Haube und einem umlaufenden hölzernen Wehrgang versehen. 1829 zerstörte ein Stadtbrand den Turm. Die mit einem springenden Ross verzierte Wetterfahne ist eine Nachbildung der mittelalterlichen Wetterfahne, die dem Turm seinen Namen gab. Der Turm hat eine Höhe von ca. 13 Meter.
Die Tafel 14a erzählt eine Bärenstarke Geschichte.Der Bär im Pavillon erinnert wie der "Bärenwinkel" an das sogenannte "Bärenprivileg" von 1284, die erstmalige Nennung von Lößnitz als "civitas" (vollentwickelte Stadt), aber auch an eine Begebenheit von 1940/41, als sich die Stadtoberhäupter von Bernburg und Lößnitz über Gemeinsamkeiten ihrer Stadtgeschichte unterhielten und nach Absprache zwei junge Bären aus Bernburg hier am Niedergraben in einem Bärenzwinger angesiedelt wurden.
Die alte Stadtmühle (Tafel 14a) - auch Raths-Mühle genannt - die im ehemaligen "Malzdorfgebäude" untergebracht war, wurde mehrere Jahrhunderte über einen Mühlgraben von ca. 1000 Metern Länge gespeist. Nach Abbruch des "Malzdorfgebäudes" wurde das mächtige Wasserrad an seinem ehemaligen Standort funktionsfähig neu errichtet. Seither wird es mit Brunnenwasser betrieben und setzt sich stündlich für einige Minuten in Bewegung.
Unmittelbar daneben erhalten wir interessante Informationen zur alten Stadtmauer (Tafel 14b). Etwa im Jahre 1150 wurde vermutlich mit dem Bau einer massiven Stadtbefestigung begonnen. Mit 7 - 8 m Höhe, einer Breite im Grunde von 2 m und an der Mauerkrone 1,20 m hatte die Mauer beachtliche Ausmaße.
Weiter geht es entlang des Niederen Grabens in Richtung Hospitalkirche „St. Georg“ an der B169 (Tafel 15). Im Jahre 1283 wird erstmals eine Kapelle für die Stiftung des nahegelegenen Hospitals erwähnt, in dem bedürftige Menschen untergebracht waren. Am 13. Juni 1848 zerstörte ein verheerender Stadtbrand die alte barocke Hospitalkirche. Von 1851 bis 1861 entstand an der gleichen Stelle der heutige Kirchenbau. Neben der Kirche befindet sich seit dem 16. Jahrhundert der Gottesacker. An der Außenwand der Kirche sowie neben dem Eingang des Friedhofes befinden sich beachtliche Grabtafeln und Grabdenkmale.
Zurück gehen wir in Richtung Stadtzentrum und finden an der Johannisstraße 9 die Tafel 16. Das Hospitaltor war das älteste der 3 Lößnitzer Stadttore. Die durch den großen Stadtbrand stark beschädigte Toranlage wurde auf Beschluss des Stadtrates 1830 abgerissen. Das Fundament des Torturms ist durch Baggerabreiten 1996 freigelegt worden. Dieser erhob sich über eine Grundfläche von 7x7 Meter und war ein zweistöckiges Bauwerk.
Wenn wir unseren Weg in Richtung Markt fortsetzen, erreichen wir die letzte Station des Lehrpfades, die Stadtkirche „St. Johannis“, dem höchsten Gebäude von Lößnitz (Tafel 17). Die St. Johanniskirche wurde in den Jahren 1817 - 1826 errichtet. Bereits 1238 wird eine an gleicher Stelle vorhandene mittelalterliche Stadtkirche erwähnt, die im Laufe der Jahre mehrmals durch Stadtbrände beschädigt wurde. Die Orgel zählt zu den größten romantischen Orgeln Sachsens.
In der Turmlaterne der St. Johanniskirche ist eines der ältesten Bronzeglockenspiele Deutschlands untergebracht.